Juni 27, 2012

Schöne Grüne Welt

Ulrich Brand

Über die Mythen der Green Economy

Sie stoppt Klimawandel und Artensterben und schafft nebenbei hohe Wachstumsraten und Millionen Arbeitsplätze: die Green Economy. Sie gilt als Wunderwaffe. Mit ihr soll nicht nur der globale Kapitalismus stabilisiert werden, sondern er soll dann auch noch nachhaltig sein. Was aber ist Green Economy?

In der Green Economy sollen politische Rahmenbedingungen dafür sorgen, dass Kapital fließt, um Märkte und Wirtschaft „grüner“ zu machen und „grüne“ Arbeitsplätze zu schaffen. Unternehmen sollen für Umweltschäden einen „angemessenen“ Preis zahlen. Und nicht zuletzt: Der Staat soll seine öffentliche Beschaffung am Nachhaltigkeitskriterium ausrichten und nachhaltige Infrastrukturen fördern.

Im Juni 2012 sollte in Rio de Janeiro auf der UN-Konferenz „Rio+20“ die Green Economy zu einem neuen Leitbegriff globaler Politik gemacht werden. Die Konferenz fand, wie der Titel bereits andeutet, zum 20. Jahrestag der UN-Konferenz über Umwelt und Entwicklung statt, auf der 1992 die Zauberformel von der „nachhaltigen Entwicklung“ geprägt wurde. Rio+20 führte jedoch drastisch vor Augen, dass es mit der Nachhaltigkeit nicht weit her ist. Die CO2-Emissionen steigen. Die biologische Vielfalt schrumpft. Hunger, Verarmung und soziale Ungleichheit nehmen in vielen Ländern zu. Die gefeierte „Versöhnung von Ökologie und Ökonomie“ gestaltet sich zäh. Kurzum: Die Green Economy ist keineswegs das, was viele in ihr sehen wollen: eine magische Formel, die auf dem Silbertablett Lösungen für drängende globale Probleme anbietet.

Mit dieser Broschüre will Ulrich Brand, Professor für internationale Politik an der Universität Wien, zeigen, dass „Green Economy“ ein umkämpfter Begriff ist, der mit vielen Inhalten gefüllt werden kann – je nach Interessenlage. Brand zeigt zugleich auf, wo die Vorschläge zu kurz greifen, zu schnell den Kompromiss mit den herrschenden Kräften suchen und Alternativen eher verdrängen als fördern. Fest steht: Bricht die Green Economy nicht mit den Strukturen der Old Economy und dient sie lediglich als Wachstumsprogramm, so wird sie enttäuschen und sehr schnell ihren Glanz verlieren.


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