Obwohl weltweit fast die Hälfte der Bauern Frauen sind, bleibt diesen der Zugang zu landwirtschaftlichen Ressourcen und Ackerland meist verwehrt. Entsprechend sind die Tätigkeiten von Frauen häufig auf ökologische Randzonen (wie Wildpflanzen- und Waldbestände oder Gärten) beschränkt. Da es sich außerdem bei einer Vielzahl der Aufgaben, die von Frauen übernommen werden, um unbezahlte Arbeit (wie die Lagerung, Vorbereitung oder das Servieren von Nahrung) handelt, neigen Wissenschaftler und Experten dazu, die Beiträge von Frauen in der Landwirtschaft zu übersehen.
Gerade in kleinen bäuerlichen Gemeinden hat jedoch die Feminisierung der Landwirtschaft einen positive Einfluss auf die wirtschaftliche und ökologische Nachhaltigkeit. Frauen und Mädchen bauen in der Regel eine größere Vielfalt an traditionellen Pflanzen an als Männer; solche Anbausorten sind oft besonders widerstandsfähig, was veränderte klimatische Bedingungen angeht. Frauen sind außerdem häufig in informelle Netzwerke eingebunden, über die Saatgut ausgetauscht wird, was ebenfalls zu Biodiversität beiträgt.
In Hinblick auf die zunehmende Abkehr von traditionellen landwirtschaftlichen Methoden zeigt die Studie von Carolyn Sachs auf, wie anhand informeller Strategien (einschließlich kommunaler Samenbanken) Saatgut bewahrt und die Artenvielfalt erhalten werden kann. Dafür sei es wichtig, Richtlinien zu entwerfen und institutionelle Mechanismen zu entwickeln, die über restriktive Maßnahmen gegen die Patentierung von Saatgut, das Züchten geschützter Sorten und die genetische Modifizierung von Pflanzen hinausgehen. Wie die Autorin aufzeigt müssen gesetzliche Regelungen vorhanden sein, die Bauern weitreichende Kontrollmöglichkeiten verschaffen.
Carolyn Sachs ist Professor Emeritus für Ländliche Soziologie an der Penn State University. In ihrer Forschungsarbeit zu Ernährungssouveränität setzt sie sich insbesondere mit Fragen zu Umweltverträglichkeit und Geschlechtergleichstellung in landwirtschaftlich geprägten Gemeinden im globalen Süden auseinander. In dieser Studie im Vorfeld der 62. Sitzung der Frauenrechtskommission der Vereinten Nationen (CSW62) legt Sachs dar, wie sich Bäuerinnen weltweit für den Erhalt der Artenvielfalt und Saatgut-Souveränität einsetzen. Gerade angesichts rasch fortschreitender Industrialisierung und Klimawandel deuten die progressiven Lösungen dieser Bäuerinnen an, dass die Zukunft der Landwirtschaft weiblich sein muss.