Januar 8, 2013

Alternativen zum Krieg

Andreas Buro

Zivile Konfliktbearbeitung im Kontext Internationaler Politik

„Der Krieg ist eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln“, schrieb einst der preußische General Carl von Clausewitz.

Krieg ist manchmal notwendig”, sagte US-Präsident Barack Obama zweihundert Jahre später, pikanterweise bei der Annahme des Friedensnobelpreises in Oslo.

Und die medialen Meinungsmacher springen ihm bei: Im Grunde seien die heutigen Militäreinsätze gar keine Kriege mehr, sondern „humanitäre Aktionen“, die der Westen unternähme, um bedrängten Menschen in aller Welt selbstlos beizustehen. Die Fernsehanstalten senden auch kaum mehr Bilder der Grausamkeiten des Krieges, wie weiland aus Vietnam. Heute berichten stattdessen Journalisten von der Front, die in das Militär „eingebettet“ sind. Entsprechend gibt es auch keine „Bombardements“ mehr, sondern nur noch „chirurgische Eingriffe“.

Dass Krieg mit medizinischen Eingriffen, die der Heilung dienen sollen, gleichgesetzt wird, veranschaulicht besonders drastisch die Vollendung der aus George Orwells „1984“ bekannten Losung „Krieg bedeutet Frieden“. Zur Erinnerung, dort heißt es weiter: „Freiheit ist Sklaverei. Unwissenheit ist Stärke.“

Wo Begriffe im Orwellschen Sinne verschwimmen, dass Bomben geradezu das Werkzeug der Heilung sein sollen, kann man getrost davon ausgehen, dass Ideologen am Werke sind. Ideologen, denen es nicht darum geht, ein angemessenes Bild der Wirklichkeit abzubilden, sondern darum, Kriege zu rechtfertigen. Man kann ebenfalls davon ausgehen, dass die realen Interessen der Kriegführenden – seien sie materieller, geopolitischer oder anderer Natur – keine Erwähnung finden. Stattdessen wird denen, die zumindest mitverantwortlich für den Krieg sind, der Mantel der Uneigennützigkeit, ja des Humanismus übergestreift.

In den aktuellen Debatten über Krieg spielt deshalb auch die Mär von der „Alternativlosigkeit“ eine zentrale Rolle: Angeblich gibt es nämlich keine Alternative zum gewaltsamen Austrag von Konflikten – nicht in Jugoslawien, nicht in Afghanistan, nicht im Irak, nicht in Libyen. Man ist geneigt zu glauben: nirgendwo.

Andreas Buro, emeritierter Professor für Internationale Politik an der Universität Frankfurt am Main und langjähriger Aktivist der bundesdeutschen Friedensbewegung, widerspricht dieser scheinbaren Gesetzmäßigkeit. Der Pazifist argumentiert in seiner Studie: Es gibt immer Alternativen – und die Alternative zum Krieg heißt Zivile Konfliktbearbeitung.

Buro zeigt zunächst die Folgen militärischen Konfliktaustrages auf und entwickelt vor diesem Hintergrund die Grundlagen Ziviler Konfliktbearbeitung. Er diskutiert, auf welche politischen Institutionen sich die Methode zivilen Konfliktaustrags heute bereits beziehen kann, aber auch, welche Widerstände es in der internationalen Politik gegen diese gibt. Seine Leitfrage lautet: Was muss getan werden, damit das Zeitalter des Krieges beendet werden und das der Zivile Konfliktbearbeitung beginnen kann?


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