April 29, 2021

Big Tech gewerkschaftlich organisieren

Sarah Jaffe

Einleitung

Der sogenannte Tech-Sektor nimmt im Jahr 2021 eine zentrale Position im amerikanischen Kapitalismus ein – und das aus gutem Grund.

Wie der Herausgeber des Magazins Logic, Ben Tarnoff, bemerkt: «Die Technologieindustrie ist eine Oase der Profitabilität in einer Ära der Stagnation. Aus diesem Grund erfüllt der Sektor auch eine wertvolle ideologische Funktion.»[1]

Aber was haben Unternehmen wie Google, Amazon und Tesla eigentlich gemeinsam? Das eine begann als Suchmaschine, das andere als Online-Buchhandlung, das dritte als Elektroautohersteller. Heute berührt der Tech-Sektor alle Aspekte unseres Lebens, und es gibt keine klare Antwort darauf, was Tech ausmacht.

Die Tech-Branche nutzt ihre Neuheit und Neuartigkeit dafür, uns zu vermitteln, dass wir als Außenstehende nicht in der Lage seien, diese Branche zu verstehen und das daher Expert*innen zu überlassen sei. Das Fehlen von Gewerkschaften wird als Konsequenz dieser Neuheit und Innovation erklärt, statt als eine Strategie zur Kontrolle von Arbeiter*innen, die bis in die Zeit vor dem Fordismus zurückreicht. Den Tech-Beschäftigten wird gesagt, sie seien gar keine Arbeiter*innen, aber gerade die breite Aufstellung dieser Unternehmen beweist, dass das eine Lüge ist: Schließlich sind Lagerarbeiter*innen und Automobilarbeiter*innen schon lange gewerkschaftlich organisiert, und auch sie werden inzwischen zur Tech-Industrie gezählt.

Die Frage, ob und wie sich die Tech-Arbeiter*innen zukünftig organisieren, wurde in letzter Zeit rege diskutiert. Vom Google-Streik im Jahr 2018 bis zur Gewerkschaftsabstimmung unter den Amazon-Lagerarbeiter*innen in Alabama diesen März – die Stimmen für eine Organisierung des vielfältigen Technologie-Sektors werden immer lauter.

Dieser Bericht zeichnet zwangsläufig ein unvollständiges Bild der Organisierung von Tech-Arbeiter*innen, einerseits aufgrund der Offenheit der Kategorie «Tech» – und andererseits, weil die Arbeiter*innen, die sich innerhalb dieser Kategorie organisieren, auf ebendieser breiten Auslegung als Mittel zur Solidarität bestehen. und die Wissenschaftlerin und ehemalige Google-Mitarbeiterin Meredith Whittaker formuliert es folgendermaßen: «Ich bin an Definitionen von ‚Tech-Arbeit‘ interessiert, die die notwendige Solidarität abbilden, um die Macht aufzubauen, diese Unternehmen und ihre transnationale Ausrichtung tatsächlich anzufechten».

Die ehemalige Tech-Beschäftigte und heutige Gewerkschaftlerin Emma Kinema betont, dass es notwendig sei, die politische Ökonomie dieser Unternehmen zu verstehen, um über ihre gewerkschaftliche Organisierung nachzudenken. «Wenn wir für die gewerkschaftliche Organisierung in die Betriebe gehen – ob wir es nun mit Arbeiter*innen in der Gameproduktion, der Qualitätssicherung oder mit Software-Ingenieur*innen zu tun haben – besprechen wir das alles und überlegen, wie jedes einzelne Teil in dieses größere Puzzle passt.» Tech-Arbeit sei Infrastrukturarbeit, merkt sie an, und Tech-Arbeiter*innen müssten ihre Rolle in dieser Infrastruktur verstehen, um zu begreifen, wo und wie ihre Organisierung Macht generieren kann. Der langjährige Gewerkschaftler Stephen Lerner betont, dass es gerade das Organizing sei, das die Sichtweise dieser Unternehmen als unserer allmächtigen, aber wohlwollenden Herrscher herausfordere.

Für Michelle Miller von der Plattform Coworker.org – über die auch Tausende von Tech-Beschäftigten Kampagnen ins Leben gerufen haben, um gegen ihre Arbeitgeber aufzubegehren – ist Organisierung in der Tech-Branche dann gelungen, wenn Arbeiter*innen mit mehr Macht (und Ressourcen) andere auch über vermeintliche Grenzen hinweg unterstützen. Dieser Prozess zeigt sich beispielhaft am neuen Solidaritätsfonds, den Coworker gerade erprobt. Dabei wird bei den bessergestellten Beschäftigten in der Branche Geld gesammelt, um es für Organisierungskampagnen an Gruppen in der Tech-Lieferkette zu verteilen. Für Tech-Beschäftigte, so Miller, sei Coworker «aufgrund seiner niedrigen Einstiegshürde sehr attraktiv, denn mit Technologie und Onlinekommunikation kennen sie sich aus.»

Alle, mit denen ich über die Organisierung der Tech-Branche gesprochen habe, wie auch immer wir sie definieren, waren sich einig, dass sich Gewerkschaften und die Linke mit diesem Feld in den kommenden Jahren zwangsläufig auseinandersetzen müssen, da diese Unternehmen immer mehr Macht in wenigen Händen konzentrieren. Technologie ist nicht natürlich, unvermeidlich oder unveränderlich, und es stellt sich die Frage, wer ihre Entwicklungsrichtung kontrolliert.

Vor uns liegt eine gewaltige Aufgabe – die Situation lässt sich in vielerlei Hinsicht mit dem Aufstieg der «Industrie» vergleichen, als sich die mechanisierte Fertigung im großen Stil verbreitete. Nachdem es jahrzehntelang kaum gelungen war, die Auto- und Stahlindustrie zu organisieren, konnte sich der Gewerkschaftsbund CIO in den 1930er Jahren unerwartet durchsetzen und erzielte massive Zugeständnisse. Die Aufgabe, die nun vor uns liegt, ist nicht weniger herausfordernd, und wir stehen noch ganz am Anfang.

Google

Die Organisierung von Tech-Arbeiterinnen bei Google ist in vielerlei Hinsicht exemplarisch. Die Gewerkschaft wird von Leuten angeführt, die als die klassischen Tech-Arbeiter*innen gelten. Programmierer*innen stehen an vorderster Front bei der Alphabet Workers Union (AWU). Die gewerkschaftlichen Bemühungen zielen jedoch dennoch darauf ab, Beschäftigte aus dem gesamten Spektrum des Unternehmens einzubeziehen, etwa die Gewerkschaftszweige von Alphabet, die nicht direkt zu Google gehören, sowie Zeitarbeiter*innen, Lieferant*innen und Auftragsunternehmen, die eine Vielzahl von Arbeiten ausführen.

Der Prozess der Organisierung, der in der Gründung der AWU gipfelte, begann nach der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten im Jahr 2016. Tech-Beschäftigte hatten plötzlich Grund zur Sorge, dass ihre Arbeit bei Unternehmen wie Google genutzt werden könnte, um Schaden anzurichten, da Big Tech zunehmend mit der Regierung zusammenarbeitete und auch in Anbetracht der Trump-Administration keinerlei Berührungsängste zeigte. Leigh Honeywell und andere riefen den «Never Again Pledge» ins Leben, in dem sich Programmierer*innen verpflichteten, ihren Chefs nicht zu erlauben, ihre Arbeit zum Zwecke von Überwachung, Abschiebung und Inhaftierung zu nutzen. Von Anfang an wurde diese Art der Organisierung in der Tech-Branche von Menschen aus marginalisierten Verhältnissen angeführt: queere und transsexuelle Menschen, People of Color und Frauen. Diese Beschäftigten waren oft die ersten, die eine Verbindung zwischen ihren eigenen Arbeitsbedingungen und den Menschen sahen, die von den Produkten, die sie herstellten, betroffen sein könnten.[2]

Dies war der Moment, an dem viele Tech-Beschäftigte «eine persönliche Enttäuschung erfahren mussten», so Michelle Miller. Während gewerkschaftliche Organisierung bei vielen Arbeiter*innen Hoffnungen beflügelt, habe es bei den Tech-Beschäftigten, «zunächst einer gewissen Desillusionierung bedurft, damit sie sich selbst als Arbeiter*innen sahen und das Machtgefälle an ihren vermeintlich so unhierarchisch organisierten Arbeitsplätzen zu erkennen. Sie mussten die Erfahrung machen, dass sie nicht so viel zählen, wie sie gedacht hatten.»

Meredith Whittaker, Wissenschaftlerin am AI Now Institute der New York University, die zu dieser Zeit bei Google angestellt war, beschreibt diese Zeit als eine «bittstellender Macht». Es gab gut organisierten Widerspruch, der darauf abzielte, die richtigen Kanäle zu nutzen und die Entscheidungsträger*innen zu bitten, bessere Entscheidungen zu treffen. Auch die Organisierung von Sicherheitsleuten und Kantinenbeschäftigten in den Unternehmen wurde unterstützt. Diese anfängliche Organisierungswelle stieß jedoch bald an Grenzen, und die Beschäftigten begannen, die Muskeln auf anderen Wegen spielen zu lassen.

Google-Mitarbeiter*innen konnten zunächst die solide interne Kommunikationstechnik des Unternehmens nutzen, um sich zu organisieren. Als sie jedoch begannen, Entscheidungen des Unternehmens rigoroser zu hinterfragen, mussten sie auf verschlüsselte Plattformen ausweichen, erläutert Whittaker. Es war das geleakte Memo des Google-Mitarbeiters James Damore – ein widerliches Dokument, das Initiativen zur Förderung der Vielfalt anprangerte und behauptete, Frauen seien biologisch unfähig zu programmieren –, das den Tenor der Organisierung veränderte. In diesem Moment, so Whittaker, beanspruchten die Beschäftigten zum ersten Mal den Schutz des Arbeitsrechts, um sich für etwas einzusetzen. Die Kampflinien wurden klarer: «Wer Frau oder Person of Color war, wer also kein weißer Stanford-Absolvent war, musste mitansehen, wie die eigenen Kollegen ganz beiläufig diese ungeheuerlichen biologisch-essentialistischen Theorien bestätigten … Es bildeten sich Spaltungen und Koalitionen heraus, die die, wie ich sagen würde, zunehmend oppositionelle Organisierung begleiteten.»[3]

Richtig Fahrt nahm diese mit dem Widerstand gegen das Projekt Maven auf, ein Pentagon-Projekt, das maschinelles Lernen zur Analyse von Drohnenaufnahmen einsetzt. Google hatte einen Vertrag unterzeichnet, um an dem Projekt zu arbeiten, und Whittaker und viele ihrer Kolleg*innen waren entsetzt. Es ging um die Kontrolle über die Produkte ihrer Arbeit, sagt Parul Koul, Vorstandsvorsitzende der AWU: «Bei Google, und ich denke, in der Tech-Branche im Allgemeinen, geht es beim Organizing oder Aktivismus um die ethische Nutzung unserer Arbeit. Das ist auch ein Aspekt unserer Arbeitsbedingungen, auch wenn es nicht immer so formuliert wird.» Laut Whittaker war dies der Moment, in dem die Beschäftigten begannen, den Kampf als einen um Arbeiter*innenmacht zu betrachten und eine dahingehende Strategie zu entwickeln. Das bedeutete einen Wechsel zu einem militanteren Organizingstil, der darauf abzielte, die Arbeit des Unternehmens an dem Programm zu stoppen – was auch gelang.[4]

Aber das war nur der Anfang des Kampfes. «Es gibt Versprechen, die ohne eine Drohung seitens der Beschäftigten oder Gegenmacht nicht eingehalten werden», bemerkt Whittaker. «Als wir mit Maven anfingen, war es recht deutlich, dass sie uns irgendwie niedlich fanden. Sie haben uns nicht ernst genommen.» Das hat sich inzwischen geändert. Whittaker hat das Unternehmen verlassen, und Google begann, die Dienste gewerkschaftsfeindlicher Anwaltskanzleien in Anspruch zu nehmen, nachdem Mitarbeiter*innen aus Protest gegen sexuelle Belästigung bei einer massiven internationalen Gewerkschaftsaktion in 50 Städten, dem «Google Walkout», die Arbeit niederlegten.[5]

Google-Mitarbeiter*innen legen ihre Arbeit nieder, um gegen den Umgang des Unternehmens mit Vorwürfen sexuellen Fehlverhaltens zu protestieren, 1. November 2018 in Mountain View, Kalifornien. (Foto: Mason Trinca/Getty Images)

Die Arbeitsniederlegung, so Koul, «bewies, dass etwas möglich war und dass es Themen gab, für die Massen von Beschäftigten auf die Straße gehen würden.» Es war ein Zeichen dafür, dass die Google-Mitarbeiter*innen sich um ihre Arbeit und ihre Kolleg*innen sorgten und sich ein Mitspracherecht darüber wünschten, wie ihre Arbeit genutzt wird. Das bestätigte Koul in ihrer Arbeit an einer Gewerkschaft.

«Die Frage ist heute nicht mehr, ob es eine Gewerkschaft in der Tech-Branche braucht. Die Frage ist: Welche Art von Gewerkschaft soll es sein?» so Whittaker. «Wir befinden uns in einer neuen Phase, und ich freue mich auf die Weiterentwicklung der Organisierung.»

Die Alphabet Workers Union entstand aus einer Gewerkschaftskampagne (Campaign to Organize Digital Employees, CODE-CWA) der Communications Workers of America, die die Gewerkschaft in einem zeitaufwändigen Prozess mit Organizer*innen ausstattete. Und sie ist das Ergebnis der spezifischen Bedürfnisse von Tech-Beschäftigten sowie eine erste Antwort auf Whittakers Frage. Die Gewerkschaft wurde als «Solidaritätsgewerkschaft» konzipiert, ein Modell, das auf die Zeit vor dem National Labor Relations Act (NLRA) in den USA zurückgeht. Mitglieder registrieren sich freiwillig und zahlen Beiträge, während die Gewerkschaft darauf abzielt, sich im Unternehmen sektorenübergreifend zu organisieren, anstatt sich in kleinere Verhandlungseinheiten aufzuteilen und eine offizielle Vertretung durch das National Labor Relations Board (NLRB) zu erreichen. Diese betriebsübergreifenden Ausrichtung zielt Koul zufolge darauf ab, «anzuerkennen, dass viele Vollzeitbeschäftigte in der Lage sind, sich für sich für andere Belegschaftsbereiche und deren Beschäftigte einzusetzen, deren Möglichkeit dazu vielleicht begrenzter ist.»

Chewy Shaw, derzeit stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AWU, beteiligte sich nach der Arbeitsniederlegung am Google-Unternehmensstandort in Mountain View an der Organisierung. Er war an Gesprächen über die Formierung von Arbeiter*innenmacht beteiligt und kam so mit der Gewerkschaft in Kontakt. Der Gewerkschaftsaufbau begann im Frühjahr 2020 und mündete in der öffentlichen Vorstellung der Gewerkschaft am 4. Januar 2021. Als sie an die Öffentlichkeit ging, hatte die AWU etwas über 200 Mitglieder, heute sind es laut Koul etwa 900. Das stellt immer noch einen geringen Teil der Belegschaft des Unternehmens dar, insbesondere, wenn man wie die AWU auch Mitarbeiter*innen von Subunternehmen miteinbezieht. Für ein führendes Unternehmen des Silicon Valley ist es dennoch eine beachtliche Entwicklung.

Shaw erklärt: «Mit der NLRB hat die Regierung einen hilfreichen Weg für die Organisierung von Arbeiter*innen eröffnet, doch es ist nicht der einzige Weg. Es gibt mehrere Gründe, warum dieser Weg für unsere Unternehmensstruktur und die uns betreffenden Themen nicht die optimale Gangart ist.» Der Arbeitshistoriker Nelson Lichtenstein hält das für einen klugen Ansatz. Anstatt «einen riesigen Rechtsstreit darüber zu führen, wer ein Arbeiter ist und wer nicht», bei dem Google immense Ressourcen einsetzt, denen die Beschäftigten zwangsläufig unterliegen würden, werden sie einfach direkt vertretend tätig.

Shaw und Koul sind beide junge und kürzlich bei Google angestellte Mitarbeiter*innen; beide sind People of Color, und Koul wurde gezielt über ein Programm rekrutiert, das die Einstellung von Mitarbeiter*innen mit «nicht-traditionellem» Bildungshintergrund fördern soll. Sie erinnert sich noch gut daran, wie es war, «Teil einer Gruppe von 34 Personen zu sein, die mehrheitlich aus Frauen und People of Color bestand» und in ein Unternehmen einzusteigen, in dem im Prinzip jeder als «nicht-traditionell» gelte, der nicht weiß ist oder eine Elite-Universität besucht hat. Die Erfahrungen der Beschäftigten in der AWU zeigen exemplarisch, dass Beschäftigte der Tech-Branche wie auch vieler anderer Industriezweige gerade durch die Erfahrung von Rassismus und geschlechterspezifischen Ungleichheiten an einem auf die weiße männliche Mittelschicht ausgerichteten Arbeitsplatz zu einer Organisierung als Arbeiter*innen gelangen. Das Gefälle zu ihren überwiegend weißen, männlichen Chefs lässt sich schwer ignorieren, und häufig sind es auch diese Beschäftigten, die die Aufmerksamkeit auf die öffentliche Darstellung des Unternehmens lenken, das sich beispielsweise zu «Black Lives Matter» bekannte und gleichzeitig ihre Technologie an Polizeidienststellen verkaufte, die Schwarze Menschen töten. Wie Google-Mitarbeiter*innen in einem Brief an ihre Chefs feststellten, «wurde dieselbe Polizeibehörde in Clarkstown, die von Google als Erfolgsgeschichte angepriesen wird, mehrfach wegen illegaler Überwachung von Black Lives Matter-Organisator*innen verklagt.»[6]

«Ich bin nicht überrascht, dass sich die Dinge so entwickelt haben», sagt Koul. «Wenn man sich zum Beispiel unseren derzeitigen Interimsvorstand [der AWU] ansieht, besteht er mehrheitlich aus Frauen und People of Color, was die Tatsache widerspiegelt, dass es häufig Menschen mit diesem Hintergrund sind, die intern einen Großteil der Arbeit leisten, für Veränderungen eintreten und ein Problem mit dem Status quo haben.»

Während die Gewerkschaft wächst, konzentriert sie sich darauf, die Mitglieder zu besseren Organizer*innen auszubilden. Dazu gehört, dass sie jedem Mitglied ein Exemplar von «Secrets of a Successful Organizer» zukommen lässt und auf die interne Ausbildung und Festigung fokussiert. Die AWU ist Kouls erste Erfahrung mit der Organisierung von Beschäftigten. Der Lernprozess wurde durch die Pandemie noch bereichert, da Gewerkschaftsmitglieder mit Beschäftigten aus dem gesamten Unternehmen in Kontakt kamen, da Fragen und Probleme bezüglich ihrer Arbeitsbedingungen virulent wurden.

Für eine dieser Beschäftigten – Shannon Wait, eine Leiharbeiterin in einem Rechenzentrum in South Carolina – konnte die Gewerkschaft einen ganz konkrerten Sieg erringen. Wait war für die Infrastruktur des Rechenzentrums vor Ort zuständig und konnte daher nicht von zu Hause aus arbeiten. Als sie auf einer Gefahrenzulage bestand, wurde ihr mitgeteilt, dass sie ihre Bezahlung nicht mit anderen Personen zu besprechen habe, insbesondere nicht mit direkten Google-Beschäftigten, und sie wurde suspendiert. Sie hatte auch um eine Wasserflasche gebeten – in Rechenzentren herrschen durch die hohe Zahl an Maschinen sehr hohe Temperaturen – und wurde abgewiesen. Die Gewerkschaft reichte eine Klage wegen unlauterer Arbeitspraktiken (ULP) bei der NLRB ein und erwirkte Waits Wiedereinstellung. Die verpflichtete Google und seine Subunternehmen außerdem dazu, am Standort Hinweise anzubringen, dass die Beschäftigten das Recht hätten, sich zu organisieren, und dass weder Google noch der Subunternehmer sich in diese Organisierung einmischen würden.

Die ULP-Klage und ihr schneller Erfolg verdeutlichen, dass die Alphabet Union durch ihre inklusive und übergreifende Struktur und die Ablehnung des NLRB-Verfahrens zwar keine typische Gewerkschaft ist, dass sie aber dennoch von einer großen Gewerkschaft unterstützt wird, die über die Ressourcen und das Know-how verfügt, um die vorhandenen Hebel der Macht in Bewegung zu setzen. Gleichwohl gab es auch Spannungen innerhalb der Gewerkschaft, da einige Mitglieder, die an früheren Schritten der Organisierung beteiligt waren, vom taktischen Vorgehen der CWA irritiert waren. In einer Pressemitteilung wurde die Mitgliedschaft der AWU in einer internationalen Koalition ankündigt und Koul ein Zitat zuschrieben, das sie nicht genehmigt hatte. Die Spannungen in diesen Arbeitsbereichen, stellt Whittaker fest, werden sich kaum in Luft auflösen, dennoch werfen sie wichtige Fragen zur Demokratie am Arbeitsplatz und demokratischer Organisierung auf, die beantwortet werden müssen.[7]

Bisher, so Koul, hat Google öffentlich kaum auf die Gewerkschaft reagiert. «Das heißt nicht, dass nicht irgendwann in der Zukunft eine heftige Reaktion zu erwarten ist», sagt sie. «Wir sehen, welche Unmengen an Geld Amazon in eine gewerkschaftsfeindliche Kampagne in Alabama steckt. Es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass andere Tech-Unternehmen nicht etwas Ähnliches tun werden, wenn auch vielleicht auf andere Weise.» «Es gibt derzeit viel Enthusiasmus, aber sich gegen Google und damit gegen eine Menge anderer mächtiger Akteure aufzulehnen, ist kein Scherz. Es ist ein echter Kampf. Und die Geschichte lehrt uns, dass sie uns ernsthaft bekämpfen werden», so Whittaker weiter.

Games

Es war sicher nicht die einzige Geschichte dieser Art, aber die Prahlerei von Rockstar Games-Mitbegründer Dan Houser, seine Mitarbeiter*innen hätten vor dem Start von Red Dead Redemption 2 «100-Stunden-Wochen» gearbeitet, wurde zu einem wichtigen Stichwort für Videospielentwickler*innen, die genug von dem hatten, was in der Branche als «Crunch» bezeichnet wird, d.h. exzessive Überstunden vor der Veröffentlichung eines Spiels.[8]

Der langen Arbeitszeiten, häufigen Fluktuation und toxischen Arbeitsumgebung überdrüssig begannen Beschäftigte der Spieleindustrie über eine Gewerkschaft nachzudenken. Auf der Game Developers Conference 2018 in San Francisco wurde ein Panel mit dem Titel «Gewerkschaft jetzt? Vorteile, Nachteile und Konsequenzen von gewerkschaftlicher Organisierung in der Spieleentwicklungsindustrie» angeboten. Der in Großbritannien ansässige Spieleprogrammierer Kevin Agwaze berichtet, dass der Raum vor Beschäftigten überquoll. Auf dieser dieser Konferenz nahm die internationale Kampagne Game Workers Unite (GWU) ihren Anfang. Die Arbeiter*innen gründeten lokale GWU-Gruppen und begannen, sich zu organisieren. In Großbritannien wurde GWU zu einem Zweig der Gewerkschaft Independent Workers of Great Britain (IWGB).

Die Spieleentwickler*innen in den USA haben noch keinen ganzen Betrieb gewerkschaftlich organisiert, sie machen sich jedoch nach wie vor bemerkbar. Die Spielebranche wurde ein Schwerpunkt der CODE-Kampagne der CWA, die die GWU-Mitbegründerin Emma Kinema als Organizerin für diese Kampagne einstellte. Umfragen ergaben, dass eine Mehrheit der Beschäftigten in der Branche eine gewerkschaftliche Organisierung befürwortet. «Ich denke, die Spielebranche ist wirklich interessant, weil sie die schlimmsten Aspekte der Tech- und Medienindustrie vereint», sagt Kinema. «Wir sind Kulturbeschäftigte, wir sind Künstler*innen, wir produzieren Medienartefakte.» Gerade die Überschneidung dieser Bereiche mit den hochtechnisierten Systemen führe dazu, so Kinema weiter, dass «eine Vielzahl von Menschen, die ihrer Arbeit zwar leidenschaftlich aber unter schlechten Bedingungen nachgehen und die Erfahrung machen, dass ihre Unternehmen monopolisiert und zerstört werden.»[9]

In Südkalifornien wurde die ursprüngliche GWU-Gruppe zu Game Workers of Southern California (GWSC), einer von GWU und CWA unabhängigen Gruppe, die jedoch mit beiden kooperiert. «Wir konzentrieren uns im Grunde genommen darauf, Leute für die Organisierung des eigenen Betriebs auszubilden», erklärt ein Arbeiter von GWSC, der nicht namentlich genannt werden möchte. Er ist Programmierer und arbeitet erst seit etwa drei Jahren in der Branche. Trotzdem finde er sich aufgrund der hohen Fluktuation durch Entlassungen und freiwilligen Arbeitsplatzwechsel in weniger anstrengende Bereiche bereits in leitenden Positionen wieder. Doch die Arbeit entspricht nicht seinen Erwartungen: «Ich bin quer durchs Land gezogen und hatte meinen Traumjob. Das war erstmal toll. Und dann: ‹Hey, du arbeitest 80-Stunden-Wochen, aber wir werden dich auch am Sonntag anrufen. Und ja, heute solltest du eigentlich frei haben, aber wir brauchen wir dich heute.› »

«Ich wusste, dass ich allein keine Macht hatte», sagt er. «Sie konnten mich einfach rausschmeißen und einen beliebigen anderen Kollegen mit einem Spieleentwicklungsabschluss und der Bereitschaft, 80 bis 100 Stunden pro Woche zu arbeiten, einstellen. Vor allem in den ersten Jahren in der Branche sind die Beschäftigten austauschbar, und es gibt so viele Leute, die alles für so einen Job tun würden. Daher konnte ich allein nicht einfach sagen, ich mache das nicht.»

Das brachte ihn dazu, sich sowohl im eigenen Betrieb als auch in der Branche allgemein zu organisieren. «Das größte Hindernis für die Organisierung sind seltsamerweise nicht feindselige Chefs oder Versuche, die Gewerkschaft zu zerschlagen, sondern tatsächlich einfach eine allgemeine Gleichgültigkeit und ein Desinteresse an dem Thema. Ein großer Teil der Organizingarbeit besteht also darin, Einzelgespräche zu führen.» Vor der Pandemie, so der Programmierer, gingen sie auf einen Drink oder einen Kaffee mit einem Mitarbeiter und redeten, aber die Pandemie hat das natürlich schwieriger gemacht. Sie haben dann einen Discord-Server eingerichtet, auf dem sich die Mitarbeiter*innen virtuell austauschen und sogar gemeinsam Spiele spielen können. Discord war von Anfang an Teil der gewerkschaftlichen Organisierung der Spieleindustriebeschäftigten, ein Ort, an dem sich Beschäftigte weltweit vernetzen können.

Die großen Ziele – die Abschaffung von exzessiven Überstunden vor der Veröffentlichung eines Spiels, Diversität, eine angemessene Gesundheitsversorgung – seien noch in weiter Ferne, aber diese Gespräche haben schon einiges an Verbesserung bewirkt. Und es gab kleinere Erfolge, wie einen Projektkalender, mit dem Beschäftigte ihre Zeit besser einteilen konnten. «Diese konkreten niedrigschwelligen Veränderungen können wirklich hilfreich sein». Sie könnten auch frustrierte Mitarbeiter*innen auffangen, bevor sie den Punkt erreichten, an dem sie kündigten. Die Spanne zwischen «Ich muss mir das gefallen lassen» und «Ich kündige!» sei manchmal hauchdünn, und an diesem Punkt greife gewerkschaftliches Engagement.

Sich auf kleinere Erfolge berufen zu können, sei auch hilfreich, um gewerkschaftlich unerfahrenen Kolleg*innen betriebliche Organisierung näherzubringen. «Wenn ich einfach auf einen Kollegen zugehe und frage: ‹Was hältst du von der Idee, dass sich die Spieleindustrie gewerkschaftlich organisiert?›, dann führt das zu einem ganz anderen Gespräch als wenn ich frage: ‹Was wäre, wenn wir uns alle zusammentun und dem Chef sagen, wir finden es besser, wenn wir das so und so machen.›»

Die Spieleentwickler*innen hoffen, dass sie durch die gewerkschaftliche Organisierung die Kultur innerhalb der Spieleindustrie verändern können. Belästigung sei sowohl intern ein Problem als auch online durch die Konsumenten von Spielen, was Frauen, Queer- und Transgender-Personen aus der Branche treibe. Die Tatsache, dass die Spieleindustrie weiß und männlich dominiert sei, erzeuge einen Teufelskreis – die Kultur des Arbeitsplatzes wird von jungen Männern geprägt vertreibe alle anderen. Darüber hinaus werde die Online-Kultur vom Management tendenziell als etwas Unveränderliches betrachtet. «Es ist inakzeptabel, dass Entwickler*innen auf Twitter-Accounts in der Öffentlichkeit stehen, das Management im Falle einer Belästigung jedoch lediglich mit den Schultern zuckt.», sagt er. «Es gab eine brisante Situation mit einer Autorin des Spiels Guild Wars 2, die im Grunde genommen für Tweets gefeuert wurde, in denen sich ein Fan ihr gegenüber respektlos verhielt. Es ist nicht nur so, dass sie uns nicht schützen, sie sabotieren sogar aktiv unsere Karrieren, wenn es für sie von Vorteil ist.»[10]

Auf den Organizingworkshops der GWSC wurden bereits 100 Mitarbeiter*innen geschult, so der Programmierer. Auch die CODE-CWA hätte sich dieser Praxis angeschlossen. Unterstützung erhalten sie zudem von den Gewerkschaften der Filmindustrie, da es neben ihrer lokalen Nähe auch Überschneidungen bei den Arbeitsbereichen von Spieleentwicklung und Filmindustrie gibt – visuelle Effekte und Synchronvertonung betreffen beide Branchen. Der erste Streik in der Spielebranche wurde dann auch tatsächlich von den Synchronsprecher*innen geführt, und erst kürzlich riefen die Autor*innen des Spiels Lovestruck zum Streik.[11]

«Für die Organisierung ist die Anfangsmobilisierung in allen Branchen die schwerste Hürde», fügt Kinema hinzu. «Es ist schwer, einen einzelnen Samen dazu zu bringen, Wurzeln zu schlagen und erfolgreich zu sein. Wenn das erst einmal vollbracht ist, tragen die Leute die Idee in andere Unternehmen weiter, sprechen mit ihren Freund*innen, Kolleg*innen und anderen Spieleentwickler*innen. Der Gedanke verbreitet sich mit der Zeit, und die Leute verstehen, dass es normal ist, bei der Arbeit Rechte zu haben.» CODE organisiert sich aktiv bei mehreren Spielefirmen, so Kinema. «Meine Hoffnung ist, dass wir bald einen Betrieb mit einer erfolgreichen Gewerkschaft erleben können, die Tarifverhandlungen durchsetzt.»

Tesla

Während der Pandemie avancierte der Tesla-Chef Elon Musk kurzzeitig zum reichsten Mann der Welt.[12]

Wenig später wurde dem Elektroauto-Impresario von der NLRB mitgeteilt, dass seine Tweets über die Organisierung von Angestellten gesetzeswidrig seien. Obwohl die NLRB keine Möglichkeit hat, Musk mit Geldstrafen zu belegen oder Verstöße anderweitig zu ahnden, legte dieser Berufung gegen die Entscheidung ein. Der Fall hat die Aufmerksamkeit allerdings erneut auf die Gewerkschaftsinitiative im kalifornischen Werk in Fremont gelenkt, wo die Hersteller*innen der berühmten Elektrofahrzeuge von Tesla versuchen, Mitglied der United Auto Workers zu werden.

Die Initiative ist auch eine Erinnerung daran, dass der Tech-Sektor auf zahlreiche Industriearbeiter*innen angewiesen ist, die außerhalb der USA tätig sind und daher oft unsichtbar bleiben. Tesla hat das Werk in Fremont von General Motors übernommen. Trotz der neuen Maschinen hätten die Arbeitsbedingungen jedoch, so die Arbeiter*innen, kaum Fortschritte gemacht.

Beschäftigte montieren Autos am Fließband in der Tesla-Produktionsstätte in Fremont, Kalifornien. (Foto von David Butow/Corbis, Getty Images)

Jose Moran, einer der ersten Tesla-Arbeiter, der sich öffentlich für die Gewerkschaft einsetzte, schrieb 2017: «Ich habe häufig das Gefühl, ich arbeite für ein Unternehmen der Zukunft unter Arbeitsbedingungen der Vergangenheit.» Er berichtet von langen Arbeitszeiten, exzessiven Pflichtüberstunden, vermeidbaren Verletzungen und einer ständigen Arbeitsprozessbeschleunigung. «Es gibt zu viel Hin und Her sowie unnötige körperliche Bewegung, um Aufgaben zu erledigen, die vereinfacht werden könnten, wenn Anregungen der Arbeiter*innen willkommen wären.»[13]

Ein Tesla-Mitarbeiter, mit dem ich sprach und der nicht namentlich genannt werden möchte, arbeitet seit sieben Jahren im Werk in Fremont. «Es hat zwei Jahre gedauert, bis ich endlich aufgewacht bin und gesagt habe, wo zum Teufel ist die Gewerkschaft». Als er den Mund aufmachte, hätten ihm die Kolleg*innen davon abgeraten und ihn gewarnt, er könne gefeuert werden, wenn er das Gewerkschaftsthema aufbringen würde. Auch er berichtet von der mangelnden Verhütung von Verletzungen und sagt: «Diese Art von Arbeit macht die Arbeiter*innen kaputt.» Verletzungen durch Überbeanspruchung seien an der Tagesordnung. Wenn Mitarbeiter*innen über Schmerzen klagten, erklärten ihnen die Manager, sie sollten «die Zähne zusammenbeißen». «Die allmächtige Produktion ist das Maß aller Dinge – wir sind alle entbehrlich.»

Hinzu käme, dass bei Beförderungen begünstigt werde, wer dem Vorgesetzten Honig um den Bart schmiere und nicht, wer fähig und engagiert seine Arbeit ausführe. Eine solche Günstlingswirtschaft sei ein Weg, die Arbeiter*innen effektiv davon abzuhalten, sich zu organisieren. Zahlreiche Entlassungen in der Fabrik schüchterten die Arbeiter*innen ein. Während Tesla behauptet, die Entlassungen seien leistungsbezogen, vermuteten die Beschäftigten einen Zusammenhang zur Beteiligung an der Gewerkschaft. Der Tesla-Beschäftigte merkt weiter an, dass er Kopien seiner Leistungsbeurteilungen aufbewahre, damit er im Falle einer Entlassung Beweise für seine tadellose Arbeit habe.[14]

Er berichtet auch, dass die GM-Mitarbeiter*innen vor Übernahme des Werkes gewerkschaftlich organisiert gewesen seien und einen höheren Lohn erziehlt hätten als den aktuellen Lohn der Tesla-Beschäftigten, der etwa zwischen 17 und 21 Dollar pro Stunde liege. Musk preise seinen Gewinnbeteiligungsplan an, obwohl die meisten Mitarbeiter*innen sich ihre Aktienoptionen auszahlen ließen, um die niedrige Bezahlung und die hohen Lebenshaltungskosten der Region auszugleichen. Außerdem, sei das alles, was er für seine Altersvorsorge habe: es gebe weder einen 401k-Plan noch eine Rente. Auch die Aktien würden auf Grundlage eines Bewertungssystems verteilt: «Solange man alle Kategorien zufriedenstellend erfüllt – wer in einer Kategorie schlechter abschneidet, erhält überhaupt keine Anteile.» Zu diesen Kategorien gehörten auch willkürliche Messgrößen wie «Team Player» und sogar «Innovation».[15]

Innovation fand im Werk in Fremont vor Tesla statt. Es war die Heimat von New United Motor Manufacturing Inc. oder NUMMI, einer Zusammenarbeit zwischen GM und Toyota, die japanische Managementstile in amerikanische Autofirmen einführen sollte. Noch während seines Studiums in Berkeley schloss sich der Arbeitshistoriker Nelson Lichtenstein den dort streikenden Arbeiter*innen an. Damals gehörte das Werk noch General Motors. Auch NUMMI war ein gewerkschaftlich organisiertes Werk, das die Zusammenarbeit zwischen Arbeiter*innen und Management unterstütze. Als GM jedoch im Zuge der Wirtschaftskrise 2008 Konkurs ging und sich zurückzog, entschied Toyota, die Fabrik schließen zu lassen. So konnte Musk das Werk kaufen. «Soweit ich weiß, hat Elon Musk Tesla wie ein App-Startup gegründet und nicht erkannt, dass hier nicht nur Nerds an Computern sitzen», kommentiert ein Tesla-Arbeiter gegenüber dem Guardian. «Man fängt wirklich an, das Startup-Gefühl zu verlieren, wenn man Tausende von Menschen hat, die physische Arbeit leisten.»[16]

Also wendeten sich die Arbeiter*innen an die UAW und gingen mit ihrer Kampagne an die Öffentlichkeit. Zuerst reagierte Tesla mit Zuckerbrot: Dinge wurden in Ordnung gebracht, eine Lohnerhöhung angeboten. Aber Musk schien die Kampagne persönlich zu nehmen und sprach sich in Anrufen und per E-Mail gegen die Gewerkschaft aus. Er bot «eine elektrische Tesla-Gondel-Achterbahn» und kostenlosen Frozen Yogurt an, was den Arbeiter, mit dem ich sprach, nur ein wütendes Schnauben entlockt.

Und dann gab es da natürlich noch die Tweets. Im Mai 2018 twitterte Musk mehrere gewerkschaftsfeindliche Botschaften, darunter «Nichts hält das Tesla-Team in unserem Autowerk davon ab, für die Gewerkschaft zu stimmen. Sie könnten dies morgen tun, wenn sie wollten. Aber warum Gewerkschaftsbeiträge zahlen & Aktienoptionen aufgeben? Unsere Sicherheitsbilanz ist 2X besser als zu Zeiten der UAW & jeder hat bereits eine Krankenversicherung.» Der Vorstand stufte das als illegale Drohung ein, den Mitarbeiter*innen die Gewinnbeteiligung zu nehmen, und entgegnete Musk indem er den Beschäftigten zu lesen gab: «Das Bundesgesetz gibt Ihnen das Recht, eine Gewerkschaft zu gründen, ihr beizutreten oder sie zu unterstützen, Vertreter*innen zu wählen, die in Ihrem Namen mit uns verhandeln, mit anderen Angestellten zu Ihrem Nutzen und Schutz zusammenzuarbeiten und sich zu entscheiden, sich an keiner dieser geschützten Aktivitäten zu beteiligen.» Außerdem wurde er angewiesen, einen Mitarbeiter, der nach Ansicht des Gremiums unrechtmäßig entlassen worden war, einschließlich einer Lohnnachzahlung wieder einzustellen. Gegen diese Entscheidung legte Musk Berufung ein – und zwar, wie der Beschäftigte anmerkt, beim Berufungsgericht in Louisiana, vor wahrscheinlich gewerkschaftsfeindlicheren Richter*innen als in Kalifornien.[17]

Die Entlassungen brachten die Gewerkschaftskampagne, die unter dem Namen «Faire Zukunft bei Tesla» bekannt wurde, für eine Weile zum Stillstand, sie werde jedoch fortgeführt, so der Arbeiter. «Die Gewerkschaft kann es uns nicht abnehmen, wir müssen selbst handeln», sagt er. «Die stärksten Gewerkschaften sind die, in denen die Arbeiter*innen hartnäckig und geschlossen auftreten.» Neben den Löhnen, betont er, wäre es sinnvoll, Arbeitsregeln im Vertrag festzulegen, damit diese nicht willkürlich geändert werden könnten, und mehr Einfluss auf den Produktionsprozess und die Sicherheit zu ermöglichen.

Er trägt nach wie vor sein Gewerkschaftshemd zur Arbeit: «Wir probieren alles Mögliche, das muss man heutzutage einfach tun. Ich will diese Firma nicht verlassen, ich will sie besser machen. Die Leute sagen: ‹Warum gehst du nicht einfach, wenn du denkst, dass es hier so schlecht ist?› Und ich sage: ‹Nein, ich werde mich nicht umdrehen und einfach gehen. Und wenn ich mich völlig verausgaben muss: was ich hier sehe, ist nicht in Ordnung›.»

Amazon

Amazon ist der neue Goliath für den Arbeitskampf. Es ist leicht zu verstehen, warum: Jeff Bezos ist der reichste Mann der Welt, das Unternehmen ist das viertumsatzstärkste der Welt und repräsentiert 50% des gesamten E-Commerce in den USA. Besonders im letzten Jahr sind die Arbeiter*innen bei Amazon unruhig, laut und rebellisch geworden.Amazon ist der neue Goliath für den Arbeitskampf. Es ist leicht zu verstehen, warum: Jeff Bezos ist der reichste Mann der Welt, das Unternehmen ist das viertumsatzstärkste der Welt und repräsentiert 50% des gesamten E-Commerce in den USA. Besonders im letzten Jahr sind die Arbeiter*innen bei Amazon unruhig, laut und rebellisch geworden.[18]

Das Scheitern der Kampagne zur gewerkschaftlichen Organisierung des Amazon-Werks in Bessemer, Alabama, sollte daher nicht als das Ende von irgendetwas gesehen werden, sondern eher als einer von vielen Versuchen, die sich sehr wahrscheinlich fortsetzen werden, solange das Unternehmen seine Position im Zentrum des globalen Einzelhandels und – was wichtig ist, aber oft vergessen wird – der globalen Internet-Infrastruktur, behält.

«Es ist wirklich wichtig für die betriebsinternen Aktivist*innen, das Zusammenspiel innerhalb von Amazon als System zu verstehen und die Verbindung dieses Systems Amazon mit all den anderen unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaft bestimmenden Systemen zu sehen», sagt Dania Rajendra, Direktorin von Athena, einer Koalition von mehr als 50 gemeinnützigen Initiativen, die sich organisieren, um die Macht von Amazon zu begrenzen. «Es gilt zu verstehen, dass der Webservice von Amazon den Profitmotor des Unternehmens darstellt und dass Amazon die Arbeitsplätze seiner Logistikbetriebe zum Teil als Labore für die Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen für den Rest des Unternehmensangebotes nutzt.»

Athena-Mitglieder organisieren sowohl Amazon-Mitarbeiter*innen als auch Gemeindemitglieder, die ein Interesse daran haben, den Aufstieg des Unternehmens zur Übermacht und die damit einhergehenden Konsequenzen zu bekämpfen: die Zerschlagung des unabhängigen Einzelhandels, Steuerhinterziehung, massive öffentliche Subventionen, Überwachungstechnologie, der Bezug zur Polizei und Einwanderungsbehörde sowie die Auswirkungen auf die Umwelt. Rajendra sieht dies als eine Gelegenheit, die Fäden politisch zu verknüpfen. Auf dem Höhepunkt der Bessemer-Kampagne ergab eine von der AFL-CIO in Auftrag gegebene Umfrage, dass 77 % der Amerikaner*innen die Gewerkschaftsbemühungen der Arbeiter*innen befürworten.[19]

Amazon ist eine notorisch brutale Arbeitsstätte , selbst auf Ebene der Büroangestellten des Unternehmens. Die Interface-Designerinnen Emily Cunningham und Maren Costa wurden gefeuert, nachdem sie Tech-Mitarbeiter*innen organisiert hatten, um die Politiken des Unternehmens einschließlich der Arbeitsbedingungen in Versandzentren zu problematisieren. In diesen Zentren ist das Unternehmen führend, was die Automatisierung von Arbeitsprozessen angeht. Maschinen werden durchgehend eingesetzt, um menschliche Arbeiter*innen unter Druck zu setzen, härter und schneller zu arbeiten. Mohamed Mire, Amazon-Mitarbeiter in Minnesota, vergleicht die Arbeit im Lagerhaus mit dem Versuch, einen Sattelschlepper vom Beschleunigen abzuhalten, indem er sich vor ihn stellt und schiebt. Die Technologie, die er zum Scannen von Artikeln verwendet, zeichnet auch seine Arbeitsgeschwindigkeit auf. Jedes Mal, wenn er eine Pause einlegen muss, um beispielsweise auf die Toilette zu gehen, sinkt sein Produktivitätswert und er muss sich anstrengen, den Zeitverlust aufzuholen, oder riskiert andernfalls eine Abmahnung. Mire organisiert sich im Awood Center, einem Arbeiter*innenzentrum mit Sitz in der ostafrikanischen Einwander*innengemeinde Twin Cities. Das Awood Center war die erste Organisation, die Amazon dazu brachte, mit den Beschäftigten über die Einhaltung der Gebetszeiten und des Ramadan zu verhandeln – auch wenn das Unternehmen sich weigert, dies Verhandlungen zu nennen. Obwohl sie nicht gewerkschaftlich organisiert waren, legten Mire und seine Kolleg*innen die Arbeit nieder und hielten Proteste ab, um das Unternehmen dazu zu zwingen, Arbeiter*innen besser zu behandeln. Andernfalls, so Mire, «opfern sich die Menschen für dieses System».[20]

Tyler Hamilton, ein weiterer Amazon-Mitarbeiter aus Minnesota, wandte sich 2019 zusammen mit einigen Kolleg*innen an das Awood Center, nachdem das Unternehmen der Belegschaft eine Reihe von Änderungen auferlegt hatte, darunter eine Beschleunigung des Arbeitstaktes. Nach Gesprächen mit Awood gab es in Hamiltons Betrieb eine Arbeitsniederlegung, die zur Rücknahme einiger Änderungen führte. «Seit unserer ersten Arbeitsniederlegung haben wir uns immer wieder auf verschiedene Weise organisiert», sagt er. Sie haben den Arbeitstakt und die Einstellung neuer Arbeiter*innen durch Personalagenturen oder als Zeitarbeiter*innen in Frage gestellt, die staatlich vorgeschriebenen Sicherheitsausschüsse zur Organisierung genutzt und Forderungen nach COVID-19-Schutzmaßnahmen gestellt. «Wir hatten zu Beginn der Pandemie mehrere Arbeitsniederlegungen, Streiks, Petitionen und dergleichen », fügt Hamilton hinzu, «um sie zu zwingen, diese Änderungen vorzunehmen und sie so schnell wie möglich umzusetzen.»

Beth Gutelius, Forschungsdirektorin des Center for Urban Economic Development an der University of Illinois Chicago, bezeichnet Amazons Unternehmensstil als «regressive Innovation» und sagt: «Es ist ein Rückgriff auf die Methoden des Personalmanagements aus dem frühen 20. Jahrhundert. Jedoch unter Hinzunahme von Algorithmen, Überwachung und Kontrolle in erheblichem Umfang, was letztlich zumindest im E-Commerce-Geschäft Amazons eigentlichen Wettbewerbsvorteil darstellt und sich in der Fähigkeit ausdrückt, die Belegschaft im großen Maßstab zu überwachen, zu kontrollieren und anzutreiben.» Denn die Lagerhäuser müssen sich, wie Hamilton anmerkt, in Kundennähe befinden, damit die Prime-Liefergeschwindigkeit realisierbar ist. Dies beutet auch, dass das Unternehmen seinen Mitarbeiter*innen so viel Arbeitskraft wie möglich abringt, selbst wenn es den Arbeiter*innen 15 Dollar pro Stunde zugesteht, während gleichzeitig in einer Art «Cyborg-Taylorismus» permanent Daten über sie gesammelt werden. (Das Unternehmen hat tatsächlich die Pinkerton-Agentur, die auf eine über hundertjährige Geschichte der Gewerkschaftszerschlagung zurückblicken kann, angeheuert, um über die gewerkschaftlichen Bestrebungen der Mitarbeiter*innen «Informationen zu sammeln»). Es ist Amazons Kontrolle über Arbeiter*innen wie Mire und Hamilton, die für das Unternehmen entscheidend ist, und es ist diese Kontrolle, die durch die Gewerkschaftsarbeit auf dem Spiel steht. Rajendra fügt hinzu: «Für Amazon geht es um Disziplin, Kontrolle und Herrschaft. Und zwar zu Gunsten des Profits, aber nicht nur. Amazons Wachstum im Rest der Welt bedeutet auch den Export des besonders regressiven amerikanischen Modells von Arbeitsverhältnissen.[21]

Ein Unterstützer der RWDSU-Gewerkschaftsbemühungen macht ein Foto des RWDSU-Gewerkschaftsvertreters, der mit anderen Unterstützer*innen bei einer Gewerkschaftsinitiative vor dem Amazon-Logistikzentrum steht, 29. März 2021 in Bessemer, Alabama. (Foto von Elijah Nouvelage/Getty Images)

Bestandteil dieses Modells ist die Aufteilung der Mitarbeiter*innen anhand von rassistischen Zuschreibungen und Geschlechtermerkmalen. «Es ist kein Zufall, dass die Beschäftigten, die sich organisieren, um Bezos die Stirn zu bieten, ob in Minnesota oder in Alabama, überwiegend Schwarz sind», erklärt Rajendra und verweist auf Mitarbeiter*innen wie Chris Smalls, Jonathan Bailey und Gerald Bryson, die alle Schwarz sind und mit Vergeltungsmaßnahmen des Unternehmens konfrontiert waren, die ihrer Meinung nach rassistischer Natur waren. «Auch ist es kein Zufall, wie Schwarze und lateinamerikanische Gruppen, darunter insbesondere Frauen, die Arbeitsplatzverluste des letzten Jahres verkraften mussten.» Wo Amazon den Platz von Walmart einnimmt, stellt sie fest, «wurde die feminisierte Kundendienstarbeit im Einzelhandel gegen die Knechtschaft und Effizienz der Automatisierung und die damit einhergehende Anonymisierung eingetauscht.» Das Lagerhaus hat das Einzelhandelsgeschäft als Brennpunkt abgelöst, und die brutalen Arbeitsbedingen sind, obwohl es viele Frauen beschäftigt – wie Jennifer Bates, eine der Initiator*innen der Bessemer-Kampagne –, noch offensichtlicher. Zum Teil, so bemerkt der Arbeitshistoriker Nelson Lichtenstein, um die schnellstmögliche Bewegung von Waren zu gewährleisten. Amazon, so betont er, hat das Modell der Verteilzentren von Walmart übernommen und perfektioniert.[22]

Der Standort in Bessemer wurde mitten im Chaos der beginnenden Covid-19-Pandemie im März 2020 eröffnet, und so ist die Tatsache, dass die Mitarbeiter*innen überhaupt in der Lage waren, eine Gewerkschaftsinitiative zuwege zu bringen, erstaunlich. Zusätzlich zur üblichen Isolierung durch die Arbeit in den riesigen Versandzentren nutzte das Unternehmen die Abstandsregeln als Vorwand, um Gespräche zwischen Arbeiter*innen abzustrafen. Die Einzelhandels-, Großhandels- und Kaufhausgewerkschaft reichte ihre Petition für eine NLRB-Wahl im letzten November ein und wurde seit der Niederlage u.a. von Jane McAlevey dafür kritisiert, zugunsten der Geschwindigkeit die Akzeptanzprüfung auf Belegschaftsebene vernachlässigt zu haben, die auf die brutalen gewerkschaftsfeindlichen Taktiken des Unternehmens hätte vorbereiten können. McAlevey schreibt weiter, dass durch die gewerkschaftliche Entscheidung, aufgrund der Pandemie keine Hausbesuche bei Mitarbeiter*innen anzustrengen, keine größere Verbindung mit den Arbeiter*innen aufgebaut werden konnte, während diese sich jedoch ständigen Treffen und endlosen Anrufen und SMS des Chefs gegenübersahen, die sie drängten, mit Nein zu stimmen. Das Unternehmen installierte einen Briefkasten auf seinem Grundstück und ermutigte die Mitarbeiter*innen, dort abzustimmen, während die Gewerkschaft sich noch darüber beschwerte, dass das Unternehmen den Beschäftigten Prämien anbot, wenn diese kündigten.[23]

«Sie versuchen ihr Geschäftsmodell von vornherein so resistent gegen kollektive Organisierung oder gewerkschaftliche Bestrebungen zu machen wie möglich», so Hamilton. «Wenn man versucht, sich zu organisieren, und sie daraufhin überall Kameras aufstellen, ließe sich normalerweise eine Arbeitsbeschwerde einreichen und sagen: ‹Als Reaktion auf die gewerkschaftliche Organisierung haben sie die Überwachung verstärkt›. Amazon will das verhindern, also machen sie all diese Dinge vom ersten Tag an.»[24] Am Verlauf der Initiative in Bessemer können wir jedoch auch Ansätze der Aufstellung erkennen, die es braucht, um Amazon zu knacken. Die Unterstützung, die die Mitarbeiter*innen dort von den Democratic Socialists of America und den lokalen Black-Lives-Matter-Aktivist*innen erhielten – es gab Telefonkampagnen und in der ganzen Stadt wurden Schilder aufgehängt – erinnert uns an die Arbeit von Hilfsgruppen zu Unterstützung des Sitzstreiks in Flint während der Initiative zur gewerkschaftlichen Organisierung der Autoindustrie in den dreißiger Jahren. In derselben Woche, in der die Stimmen in Bessemer ausgezählt wurden, streikten Amazon-Beschäftigte in Chicago gegen den «Megacycle», eine neu eingeführte 10-Stunden-plus-Nachtschicht. Die «Amazonians United Chicagoland» sind nur eine von mehreren Gruppen selbstorganisierter Amazon-Beschäftigter, die mit etwas Unterstützung von außen während der gesamten Pandemie streikten und auf die Straße gingen – und mit Kontermaßnahmen des Unternehmens konfrontiert waren.

Im letzten Jahr wurden so viele Beschwerden gegen das Unternehmen eingereicht, dass die NLRB einen eher seltenen regionsübergreifenden Zusammenschluss in Betracht zog. Dies ist ein Hinweis auf die gewerkschaftsfeindliche Taktik Amazons, aber auch auf das Ausmaß der gewerkschaftlichen Aktivitäten von Queens über Bessemer bis nach Los Angeles, wo Beschäftigte mit dem von Chris Smalls, einem entlassenen Amazon-Lagerarbeiter, gegründeten Congress of Essential Workers mit ihren Forderungen zu Bezos Beverly-Hills-Villa marschierten. Sogar die für Gelegenheitsarbeiten zuständigen Mechanical Turkers, Mikro-Task-Arbeiter*innen auf Amazons Plattform, die alles vom Verschlagworten von Bildern bis zur Moderation von Inhalten übernehmen, versuchen sich zu organisieren, um bessere Preise und Kontrolle über ihre Aufgaben zu fordern.[25]

Es ist unerlässlich, dass die Mitarbeiter*innen bei Amazon sich durchsetzen aber, wie Rajendra anmerkt, die Herausforderung besteht nicht allein in der Verbesserung der Arbeitsplätze, sondern darin, die Macht eines privaten Unternehmens – oder vielmehr jedes einzelnen dieser massiven Tech-Unternehmen – anzufechten. «Big Tech hat unsere Vorstellung jeglicher Form von Zukunft im Griff, und wenn das Beste, was wir uns für unsere Zukunft vorstellen können, darin besteht, dass die Arbeit bei Amazon weniger belastend sein soll und dass Facebook weniger Schwarze Aktivist*innen sperrt … Schande über uns und unsere Vorstellungskraft.»

Sarah Jaffe ist Autorin von Work Won’t Love You Back: How Devotion to Our Jobs Keeps Us Exploited, Exhausted and Alone und Necessary Trouble: Americans in Revolt, beide Bold Type Books.


[1]     Tarnoff, Ben. “The Making of the Tech Worker Movement,” Logic, May 4, 2020 logicmag.io/the-making-of-the-tech-worker-movement/full-text/

[2]     „Never Again Pledge,” NeverAgain.tech, neveragain.tech/about.html; Tarnoff, “Tech Worker Movement.”

[3]     Tarnoff, “Tech Worker Movement.”

[4]     Wakabayasi, Daisuke and Scott Shane, “Google Will Not Renew Pentagon Contract That Upset Employees,” The New York Times, June 1, 2018 nytimes.com/2018/06/01/technology/google-pentagon-project-maven.html

[5]     Scheiber, Noam, and Daisuke Wakabayashi. “Google Hires Firm Known for Anti-Union Efforts.”  The New York Times, Nov. 20, 2019, nytimes.com/2019/11/20/technology/Google-union-consultant.html

[6]     Dickey, Megan Rose. “Google employees demand company stop selling tech to police.” TechCrunch, June 22, 2020. techcrunch.com/2020/06/22/google-employees-demand-company-stop-selling-tech-to-police/

[7]     Schiffer, Zoe. “Google Union in Turmoil Following Global Alliance Announcement.” The Verge, Jan. 30, 2021, www.theverge.com/2021/1/30/22256577/alphabet-workers-union-turmoil-global-alliance-announcement-google-cwa?scrolla=5eb6d68b7fedc32c19ef33b4.

[8]     D’Anastasio, Cecilia. “A Big Union Wants to Make Videogame Workers‘ Lives More Sane.” Wired, Jan. 27, 2020 www.wired.com/story/big-union-make-videogame-workers-lives-sane/.

[9]     Favis, Elise and Gene Park. “A Majority of Game Developers Want to Unionize. Few Are Convinced It Will Happen.” The Washington Post, Jan. 24, 2020, www.washingtonpost.com/video-games/2020/01/24/majority-game-developers-want-unionize-few-are-convinced-it-will-happen/

[10]   Grayson, Nathan. “Guild Wars 2 Writers Fired For Calling Out Fan On Twitter.” Kotaku, July 9, 2018, kotaku.com/guild-wars-2-writers-fired-for-calling-out-fan-on-twitt-1827401422

[11]   Orland, Kyle. “Nearly a Year Later, Video Game Voice Actors End Their Strike.” Ars Technica, Nov. 8, 2017, arstechnica.com/gaming/2017/11/video-game-voice-actors-officially-end-strike-after-340-days/.

McAloon, Alissa. “The Writing Team for Voltage’s Lovestruck Is on Strike over Pay, Working Conditions.” Gamasutra, July 17, 2020 www.gamasutra.com/view/news/366610/The_writing_team_for_Voltages_Lovestruck_is_on_strike_over_pay_working_conditions.php.

[12]   Palmer, Annie. “Jeff Bezos Overtakes Elon Musk to Reclaim Spot as World’s Richest Person.” CNBC, Feb. 16, 2021, www.cnbc.com/2021/02/16/jeff-bezos-reclaims-spot-as-worlds-richest-person-from-elon-musk.html.

[13]   Moran, Jose. “Time for Tesla to Listen.” Medium, Feb. 9, 2017, medium.com/@moran2017j/time-for-tesla-to-listen-ab5c6259fc88.

[14]   Dayen, David. “Mass Firings at Tesla Raise Labor Questions.” Capital & Main, Nov. 8, 2017, capitalandmain.com/mass-firings-at-tesla-raise-questions-1018.

Elias, Jennifer. “Tesla workers say mass firing was not performance-related,” Silicon Valley Business Journal, Oct. 17, 2017 www.bizjournals.com/sanjose/news/2017/10/17/tesla-mass-firing-tsla.html

[15]   Dayen, David. “Charge Time: Electric Car Workers Accuse Tesla of Low Pay and Intimidation.” The American Prospect, Apr. 10, 2017, prospect.org/economy/charge-time-electric-car-workers-accuse-tesla-low-pay-intimidation/.

[16]   Gonzales, Richard. “NUMMI Plant Closure Ends Toyota-GM Venture.” NPR, Apr. 1, 2010, www.npr.org/templates/story/story.php?storyId=125430405;

Wong, Julia Carrie. “Tesla Factory Workers Reveal Pain, Injury and Stress: ‚Everything Feels like the Future but Us‘.” The Guardian, May 18, 2017, www.theguardian.com/technology/2017/may/18/tesla-workers-factory-conditions-elon-musk.

[17]   Campbell, Alexia Fernández. “Elon Musk Broke US Labor Laws on Twitter.” Vox, Sept. 30, 2019, www.vox.com/identities/2019/9/30/20891314/elon-musk-tesla-labor-violation-nlrb.

Kolodny, Lora. “Tesla Ordered to Have Elon Musk Delete Anti-Union Tweet.” CNBC, Mar. 25, 2021, www.cnbc.com/2021/03/25/tesla-elon-musk-anti-union-tweet-must-be-deleted-nlrb.html.

[18]   Sammon, Alexander. “In Bezosworld.” The American Prospect, Mar. 16, 2021, prospect.org/culture/books/in-bezosworld-amazon-fulfillment-winning-and-losing/.

[19]   “NEW POLL: 77% of Americans Support Amazon Union Drive: AFL-CIO.” AFL-CIO, Apr. 5, 2021, aflcio.org/press/releases/new-poll-77-americans-support-amazon-union-drive.

[20]   Weise, Karen. “Amazon Illegally Fired Activist Workers, Labor Board Finds.” The New York Times, Apr. 5, 2021, www.nytimes.com/2021/04/05/technology/amazon-nlrb-activist-workers.html.

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Kantor, Jodi, and David Streitfeld. “Inside Amazon: Wrestling Big Ideas in a Bruising Workplace.” The New York Times, Aug. 15, 2015, www.nytimes.com/2015/08/16/technology/inside-amazon-wrestling-big-ideas-in-a-bruising-workplace.html.

[21]   Gurley, Lauren Kaori. “Secret Amazon Reports Expose Company Spying on Labor, Environmental Groups,” Vice, November 23, 2020 www.vice.com/en/article/5dp3yn/amazon-leaked-reports-expose-spying-warehouse-workers-labor-union-environmental-groups-social-movements.

[22]   Solon, Olivia, and April Glaser. “Fired, Interrogated, Disciplined: Amazon Warehouse Organizers Allege Year of Retaliation.” NBCNews.com, March 30, 2021, www.nbcnews.com/news/amp/ncna1262367.

Wong, Julia Carrie, “Amazon execs labeled fired worker ’not smart or articulate‘ in leaked PR notes,” The Guardian, April 2, 2020 www.theguardian.com/technology/2020/apr/02/amazon-chris-smalls-smart-articulate-leaked-memo

[23]   Leon, Luis Feliz. “The Amazon Union Vote Is Ending in Bessemer. Workers Are Already Preparing for the Next Fight.” The New Republic,  Mar. 26, 2021, newrepublic.com/article/161821/amazon-union-vote-results-bessemer-alabama.

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 Thornton, William. “Amazon, Union Organizers at Odds over ‚Pay to Quit‘ Bonuses.” Al.com, Feb. 22, 2021, www.al.com/business/2021/02/amazon-union-organizers-at-odds-over-pay-to-quit-bonuses.html.

Thornton, William. “Mailbox Stirs Controversy in Amazon Union Vote.” Al.com, Feb. 24, 2021, www.al.com/business/2021/02/mailbox-stirs-controversy-in-amazon-union-vote.html.

[24]   Streitfeld, David. “How Amazon Crushes Unions.” The New York Times, Mar. 16, 2021, www.nytimes.com/2021/03/16/technology/amazon-unions-virginia.html.

Jamieson, Dave. “Union Claims Amazon Tainted Election, Wants Vote Overturned.” HuffPost, Apr. 19, 2021, www.huffpost.com/entry/union-claims-amazon-tainted-election-seeks-to-have-vote-overturned_n_607da039e4b0eac48140f003

[25]   “Amazon Workers March to Jeff Bezos‘ Mansion, Calling for Higher Wages, Protections.” Los Angeles Times, Oct. 5, 2020, www.latimes.com/california/story/2020-10-04/amazon-jeff-bezos-protest-beverly-hills.

 “Amazon and the Fight Over Whether Workers Can Have a Voice: ACS.” American Constitution Society, 29 Mar. 2021, www.acslaw.org/expertforum/amazon-and-the-fight-over-whether-workers-can-have-a-voice/ 

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Solon and Glaser. “Fired, Interrogated, Disciplined: Amazon Warehouse Organizers Allege Year of Retaliation”; Gurley, Lauren Kaori. “Amazon Workers in Chicago Strike Over Ruthless ‚Megacycle‘ Shifts.” VICE, April 7, 2021 www.vice.com/en/article/g5gxpb/amazon-workers-in-chicago-strike-over-ruthless-megacycle-shifts.


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