Seit Ankunft der ersten europäischen Siedler in dem Land, das heute die Vereinigten Staaten bildet, war ihre Beziehung zu den amerikanischen Indianern geprägt von Enteignung, Verrat und Völkermord. Bis zum Anbruch des 20. Jahrhunderts hatten Krankheit, Krieg und erzwungene Assimilation von den Ureinwohnern nur mehr einen Schatten dessen, was sie einst gewesen waren, übriggelassen. In den 1950er Jahren verwandelten Hollywood-Western die Indianer in ein tragisches Symbol für verlorene Freiheit und Unschuld, während die Bundesregierung eine Politik der Eliminierung indianischer Stämme verfolgte. Dieses Erbe der Eroberung prägt die US-Politik bis auf den heutigen Tag und fügt den Ureinwohnern fortgesetztes Leid zu.
Allen Widrigkeiten zum Trotz leisteten die amerikanischen Ureinwohner indes Widerstand. Die Tribal Sovereignty Movement (Bewegung für die Souveränität indianischer Stämme) erwies sich dabei als besonders bedeutsam. Aufgrund der gemeinsamen Anstrengungen indianischer Organisationen und Stammesführer revidierte die Regierung 1970 endlich ihre unterdrückerische Politik. Mit dem Erringen dieser Siege nahmen viele indianische Aktivisten eine konfrontativere Haltung ein. Die American Indian Movement (Bewegung amerikanischer Indianer, AIM) verband radikale Taktiken mit traditioneller Spiritualität, um den Stolz der Ureinwohner zu stärken, die fortbestehende Präsenz und Relevanz der indianischen Kultur zu betonen und die Selbstbestimmung der Ureinwohner zu verwirklichen. Der „Pfad gebrochener Verträge“ der AIM klärte über die lange und schäbige Geschichte des Verrats der US-Regierung auf. Protestbesetzungen in Washington D.C. und am symbolischen Ort Wounded Knee im Bundesstaat South Dakota, wo 1890 ein blutiges Massaker an Indianern stattgefunden hatte, konfrontierten die Regierung mit ihren Vergehen, was diese mit Vergeltungsmaßnahmen und Verfolgungen vergalt, an denen die AIM schließlich zerbrach. Ganz offensichtlich ist der Kampf also noch nicht gewonnen – amerikanische Indianer haben ein immenses und ungelöstes geschichtliches Trauma erlitten –, aber die Erfahrungen mit dem geduldigen Engagement auf offiziellem Wege wie auch der Taktik militanter Konfrontation inspirieren noch immer den Kampf für indianische Selbstbestimmung.
In dieser Studie diskutiert Walter Echo-Hawk die Geschichte der amerikanischen Ureinwohner und die nächsten Schritte zur Sicherung ihrer Rechte. Er selbst ist Angehöriger des Pawnee-Stammes und arbeitet als Anwalt, Juraprofessor, Stammesrichter, Autor und Aktivist. Sein Engagement begann in den späten 1960ern in der Red-Power-Gruppe des Nationalen Rats der indianischen Jugend. Als Anwalt für Indianerrecht vertritt er seit 1973 indianische Stämme und indigene Gruppen in den Vereinigten Staaten. Echo-Hawk argumentiert, dass die Erklärung der Vereinten Nationen über die Rechte der indigenen Völker (UNDRIP) – die von der US-Regierung nominell unterstützt, jedoch nicht umgesetzt wird – den besten Rahmen für die Behebung jener Ungerechtigkeiten darstellt, die die amerikanischen Indianer sowie die Ureinwohner Alaskas und Hawaiis noch immer erleiden. Fest steht: Es ist Zeit für alle Bürgerinnen und Bürger, die Vereinigten Staaten auf die Einhaltung der internationalen Menschenrechte zu verpflichten und auf diese Weise mit der Lösung des Widerspruchs zu beginnen, der dem US-amerikanischen Experiment zugrunde liegt.